Zwiegespräch: In 90 Minuten Partnerschaft verbessern

Wie du in 90 Minuten mit dem Zwiegespräch deine Partnerschaft verbesserst. Mann und Frau unterhalten sich angeregt.

Paare tauschen sich viel zu selten über ihr persönliches Empfinden aus. Unausgesprochenes sammelt sich an, schwelt und stört unter der Oberfläche. Das Mittel des Zwiegesprächs kann euch als Paar helfen, wieder mehr in Gleichklang zu kommen.

Was kann ich raten, wenn Paare in die Therapie kommen und sich verbittert streiten? Wie können die Partner ihre Kommunikationskluft überwinden?

​Diese Kluft besteht darin, dass sowohl die Quantität als auch die Qualität zu gering ist. Einerseits wird zu wenig geredet, andererseits nicht über das, worauf es ankommen würde: Gefühle, Emotionen, die Beziehung. 

​Paare tauschen sich viel zu selten über ihr persönliches Empfinden aus. Deshalb wird es schon bei einem inhaltlich leichten Streit schwierig, den Konflikt zu klären. Unser Leben ist durchorganisiert, selbst die Freizeit ist aufgaben- oder leistungsorientiert. Statt die Seele baumeln zu lassen, bespaßt uns eine Freizeitindustrie. Termine diktieren uns den Tagesablauf. Druck wird zu Stress. Fernsehen und Handy sind unsere liebsten Entspannungsmedien. Doch das alles ist recht eindimensional. Je massiver der Konsum, umso weniger die Gespräche über die Inhalte, zum Beispiel die Filme, die ihr gemeinsam geschaut habt. Die meisten von uns kommunizieren darüber selten.

Paare brauchen den Austausch über Erlebtes!

Zwiegespräche beugen Streit vor

Unausgesprochene Verletzungen nach einem Streit schwelen unter der Oberfläche weiter und haben das Potenzial, sich zu Stress, Angst, Wut oder Hilflosigkeit zu manifestieren. Nicht alles, was uns beschäftigt, kann gut in Worte gefasst werden. Vieles brodelt unter der Oberfläche. Häufig suchen wir schnelle Lösungen und passen uns vorschnell an. Unsere unterschiedlichen Bedürfnisse arbeiten wir dabei meist nicht heraus. Im Zwiegespräch geht es um nichts anderes, als um die Frage, „was beschäftigt mich zurzeit am stärksten“.

Dadurch bist du ganz bei dir selbst und vieles, was zuvor unausgesprochen war, kommt an die Oberfläche und findet Raum. Dadurch entsteht eine Entlastung in konfliktbehafteten Situationen. Paare erzählen, dass sie das Zwiegespräch wie ein Forum empfinden würden. Im Konflikt würden sie merken, dass hier gerade ein Thema auftaucht, das noch nicht spruchreif ist und noch nicht geklärt werden kann. Danach setzt das Bewusstsein ein, wird berichtet, dass man es ja, falls es einen noch beschäftigen würde, im Zwiegespräch zur Sprache bringen könne. 

Was dir womöglich richtig intensiv bei den Zwiegesprächen hilft, ist ein besseres Verständnis für das, was dein Partner eigentlich meint.

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Diese Tipps können dir ebenfalls gut helfen, wenn du keine Lust auf Zwiegespräche hast.

Zwiegespräche bei sexuellen Problemen

Mit der Sprachlosigkeit geht oft auch Lustlosigkeit einher.

Der Erfinder der Technik des Zwiegesprächs, Prof. Dr. M. L. Moeller sagte: „Enttäuschung, Trauer und entsprechende Zornmengen sammeln sich unterschwellig auf dem Boden der Beziehung als Symptome einer unerledigten Aufgabe, eines ungelösten Konfliktes. Wenn nichts mehr besprochen werden kann, wird jede Erotik unter der Last von Unerledigtem, Gereiztem und Resigniertem erstickt. Weltweit ist die Lust am Schwinden.“

Auch der berühmte Sexualtherapeut David Schnarch sagt, mit der Sprachlosigkeit geht die Lustlosigkeit einher.

Eine verletzende Bemerkung oder ein Eifersuchtsanfall kann bei einem Paar unzählige liebevolle Gesten vernichten. Das ist wie beim Hinfallen: Es dauert nur Bruchteile von Sekunden. Die Schrammen jedoch werden viel länger spürbar sein. Was aber tun, wenn sich bei einem Paar bereits Vorwürfe, Liebesentzug, persönliche Angriffe und Abwertung vom Partner wie ein schlechtes Ritual etabliert haben?

Das Zwiegespräch kann solchen Entwicklungen vorbeugen. Manchmal kann das sogar ein Auseinandergehen verhindern. Das klappt aber nicht von heute auf morgen und auch nicht nach einem einzigen Zwiegespräch.

Wann Zwiegespräche in Betracht ziehen?

  • Viel Streit
  • Auseinandergelebt
  • Du fühlst dich nicht verstanden
  • Diskrepanz in wichtigen Dingen
  • Ungleichgewicht in der persönlichen Entwicklung
  • Während des Wartens auf einen Therapieplatz
  • Wenig qualitative Zeit füreinander

Was bewirken Zwiegespräche?

  • Mehr Lebendigkeit miteinander
  • Sich selbst besser wahrzunehmen
  • Dem Anderen besser zuzuhören
  • Wertschätzung
  • Konfliktfähiger werden
  • Nichts unter dem Teppich belassen
  • Die gegenseitigen Bedürfnisse gleichrangig empfinden
  • Hilfe in schwierigen Zeiten

Warum ist das Zwiegespräch wirksam?

  1. Ihr redet mehr miteinander: Im Schnitt sprechen Paare nur wenige Minuten täglich miteinander. Das sind meist Alltagsverwaltungsgespräche. Ein Paar, das einmal in der Woche ein Zwiegespräch führt, sprengt diese Statistik bereits quantitativ. Von der Qualität des Gesprächs ganz abgesehen.
  2. Ihr hört gut zu: Es ist von der Qualität her kein Alltagsgespräch. Du musst dich als Zuhörender komplett zurücknehmen, in die Welt des Anderen eindenken. Als Sprechender bekommst du keinerlei verbales Feedback. Bestätigungen, Quittungsgeräusche des Anderen sind keine Bejahungen, sondern nur ein gewolltes und vereinbartes Aufmuntern, um fortzufahren. Deshalb häutest du dich beim Reden Schicht für Schicht und drückst immer treffender und tiefer aus, was dir wirklich wichtig ist. Die eigenen Gedanken werden frei ausgesprochen. Die einzige Überschrift des Zwiegesprächs ist: „Was beschäftigt mich zurzeit am meisten.“ Stelle es dir so vor, als ob du für deinen Partner ein Fenster in deine Seele bauen würdest, durch das er in dein Herz schauen darf. Nur dein jeweils eigenes Erleben ist wichtig. Da du nicht unterbrochen wirst, kannst du deinen inneren Bildern nachfühlen und dir soviel Zeit lassen, wie du brauchst.
  3. Selbstreflexion: Da das Sprechen nicht assoziativ vom Partner beeinflusst wird, entsteht automatisch Selbstreflexion. Nicht nur kurz, sondern über einen sehr langen Zeitraum hinweg. Das geht sogar nach dem eigentlichen Zwiegespräch noch weiter. Es kommen immer mehr Dinge ins Bewusstsein, die man hätte sagen können oder die man sich insgeheim fürs nächste Mal aufheben möchte.
  4. Schweigen: Jedes Zwiegespräch kommt an den Punkt, wo du zwar starke Gefühle hast, aber nach passenden Worten suchen musst. Es fühlt sich so an, als ob Sprache nicht richtig abbilden kann, was du gerade innerlich erlebst. Durch das Zulassen der Pausen lernst du, dem nachzufühlen. Wir helfen dem anderen nicht mit Worten aus, fahren ihm nicht über den Mund und ergänzen oder unterbrechen ihn nicht. Dadurch entsteht eine Verlangsamung und innere Vorgänge werden immer deutlicher wahrgenommen. Es ist wie eine Meditation als Paar. Das kann zunächst verunsichernd wirken. Hier arbeitet die Zeit für dich. Unser Bewusstsein unterliegt Rhythmen. Innerhalb von 90 Minuten neigen wir dazu, uns verträumt, kreativ und versonnen nach innen zu wenden. Das kennt man auch aus der Unfallforschung. In diesen Pausen fühlen wir sehr viel. Manchmal begleite ich Paare in der Praxis beim Zwiegespräch. Immer wieder gibt es Gänsehautmomente, in denen sich Gefühle wie im ganzen Raum ausdehnen, für die keiner der Anwesenden richtige Worte parat gehabt hätte. Es wird immer wieder so erlebt, als ob sich das Unterbewusstsein des Einen mit dem des Anderen synchronisieren würde.

Partnergespräche entwickeln sich

Nach kurzer Zeit wird es den meisten Paaren möglich, auch heiklere Themen wie Sexualität anzusprechen. Insgesamt kommt es zu einem vertieften Verständnis für den Partner, sodass das Paar im Ganzen gestärkt und entwicklungsfähiger wird.

Erotische Zwiegespräche

Als Paar können Sie auch erotische Zwiegespräche ausprobieren. Wie ist ihr erotisches Erleben. Was wir aussprechen, können wir gestalten und erfüllen. Die Sehnsucht des Partners und die Andersartigkeit werden von vielen Paaren intensiv entdeckt im Zwiegespräch. Kreativität, Nähe und Verspieltheit erleben alle. Ruhe und Entspannung jedoch führt zu Offenheit, diese wiederum zu Lust.

Das könnte dir beim Zw​​​​iegespräch schwerfallen

Beim Verabreden des Zwiegespräches ist es wichtig, dass ihr einen Zeitpunkt findet, der für euch beide günstig ist. Nicht zu früh, zu spät oder wenn auf etwas anderes zugunsten des Zwiegesprächs verzichtet werden muss

Regelmäßigkeit ersetzt Kraft. Versucht, das Zwiegespräch zu einem Paar-Ritual werden zu lassen. Ein 14-täglicher Rhythmus ist auch ein Rhythmus. Erfahrungsgemäß gefällt das vielen Paaren besser als wöchentlich. 

Widerstand

Beinahe jedes Paar kommt an den Punkt, Zwiegespräche ausfallen oder verkürzen lassen zu wollen. Bitte haltet euch an die zuvor vereinbarten fünf Termine. Danach könnt ihr auswerten, ob ihr mit den Zwiegesprächen weitermachen wollen oder nicht.

Auch sollte das Gespräch nicht gesellig werden. Störungsfrei ist die Grundregel. Also nicht bei einem Glas Wein, Spaziergang oder beim Essen.

Bleibt bei euch. Ihr sollt keine belanglosen Geräusche in Smalltalk-Qualität von euch geben, sondern über euch sprechen, jeder über sich. 

Ritualcharakter

Fest vereinbarte Termine sollten unbedingt eingehalten werden. Diese Zeit ist für die Beziehung reserviert. Manche Paare sagen, dass sich das Zwiegespräch wie Heimkehr anfühlt. Andere vergleichen es gerne mit der Beichte. 

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