Warum kommt es zur Affäre? Was wird beim Fremdgehen gesucht, was es in der eigenen Beziehung nicht gibt? Hat zu viel Nähe die Leidenschaft getötet?
Zufriedene Beziehungen sind treue Beziehungen.
Das wird immer beteuert.
In meiner Praxis für Paartherapie höre ich diesen Satz häufig von Fremdgehern.
Oft als Entschuldigung für das eigene Verhalten.
Affären werden gern mit unglücklichen Hauptbeziehungen begründet.
Doch ist das wirklich so einfach zu erklären?
Auf jeden Fall gibt es keine Garantie für Treue.
Und überhaupt, was ist damit gemeint?
Zunächst einen Überblick, was du wo im Artikel findest.
- Affäre: Wie die Suche nach Leidenschaft Leiden schafft
- 1. Warum kommt es zur Affäre?
- Heißt glücklich automatisch treu?
- 2. Affäre: Abwendung vom Partner oder Appell an ihn?
- 3. Affäre kommt ans Licht: Der Teufelskreis beginnt
- 4. Bitte keine Kurzschlussreaktion!
- 5. Quälende Fragen
- 6. Affären: Die Lösung des einen ist das Problem des anderen
- 7. Gefangen im Kreislauf des Misstrauens
Affäre: Wie die Suche nach Leidenschaft Leiden schafft
Vielleicht ist es Fremdgehern nicht immer bewusst, aber in Affären wird kaum dasselbe gesucht wie in einer festen Beziehung.
Es geht vielmehr um Sehnsucht, die Suche nach dem Unterschied.
Selten wird in einer Affäre verdoppelt, was man zu Hause bereits hat!
Uns fasziniert das Andere, das Neue, das Fremde.
Wir alle sehnen uns nach dem, was wir gerade nicht haben.
Diese Sehnsucht treibt den Fremdgeher an.
In der eigenen Beziehung gibt es keine Sehnsucht mehr.
Alles ist selbstverständlich, geregelt und vertraut.
Die eigene Beziehung ist kein Abenteuer.
Hat dein Partner eine Affäre und du suchst Hilfe, um die emotionalen Folgen seiner Untreue aufzuarbeiten und um deine Beziehung zu retten? Dann musst du da nicht allein durch! Du kannst dir das Erste-Hilfe-Paket für Betrogene holen und sofort loslegen, die belastenden Gefühle loszulassen.
1. Warum kommt es zur Affäre?
Die Gründe für eine Affäre können vielfältig sein:
Du hast nicht nein gesagt, bist hineingerutscht, verführt worden, hast mit Vorsatz gesucht.
Fokussieren wir uns auf die Sehnsucht.
Zuverlässigkeit oder Leidenschaft
In der Hauptbeziehung finden wir Zuverlässigkeit, ein großes Maß an Vertrauen und viel Sicherheit.
Diese an sich positiven Werte können aber auch zu viel Nähe, eine zu starke Bindung bedeuten.
Damit schmälern sie die Leidenschaft.
Aus der Sicherheit erwächst die Sehnsucht.
Ein Außenpartner soll die Leidenschafts-Lücke füllen.
Man könnte auch sagen, dass die Außenbeziehung ein Indikator für blinde Flecken innerhalb der Hauptbeziehung ist.
Doch Vorsicht!
Das stimmt nicht immer! Dir als Betrogener/Betrogenem nützt dieses Wissen ohnehin nichts.
Es schmerzt dich nur.
Man kann auch sagen, dass eine Außenbeziehung der fehlgeleitete Versuch ist, eigene Unzulänglichkeiten zu übertünchen.
Fremdgehen wegen Allergien auf den Partner?
Manchmal ist es so, dass die Faszination des Anderen zu Beginn einer Beziehung später verblasst.
Dann kann eine Phase des Entliebens folgen.
Vielleicht scheinen dem Partner gewisse Eigenschaften wie Leichtigkeit und Eigenständigkeit zu fehlen.
Eine Affäre soll die Defizite kompensieren.
Wenn du zu Hause nur vegane Kost bekommst, hast du vielleicht mal Lust auf eine Currywurst mit Ketchup und Majo.
Einseitigkeit ist auf Dauer fad.
Vielleicht hattest du dich in einen klugen Menschen verliebt.
Später fühlst du dich nur noch belehrt.
Das kann sich wie eine Allergie auf den einst vergötterten Menschen anfühlen.
Affäre als Ventil
Bindung und Begehren stehen sich beim Beziehungsthema stets gegenüber.
Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Gefühle.
Doch wird beides in einem Atemzug erwartet.
Wenn man sich mit Nähe und Distanz tiefer beschäftigt, kommt man zu dem Schluss, dass die beiden Gefühle einander limitieren.
Die für Bindung stehende primäre Beziehung kann nicht mit der für Begehren stehenden Außenbeziehung verglichen werden.
Fremdgeher tun das, unbewusst oder bewusst, und bauen damit komplett falsche Gegensätze auf.
Dies wird der Sache nicht gerecht und hilft keinem der Beteiligten! Hat dein Partner eine Affäre und du leidest?
Mit dem Erste-Hilfe-Paket für Betrogene hast du schon in wenigen Minuten die Möglichkeit, die ersten Schritte zu gehen um dich besser zu fühlen.
Polarisierung in moralisch und unmoralisch
Wenn du fremdgehst, bist du der Übeltäter, der Böse.
Du fügst deinem unschuldigen Partner heftigen Schmerz zu.
Wenn du der Betrogene bist, ist dein Partner schuld an deinem Schmerz.
Du hast alle Rechte eines Opfers.
Dir stehen Empörung, Leid, Mitleid und Wiedergutmachung zu.
Du kannst die Parteinahme aller Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen für dich einfordern.
Dein Partner hat dir Schlimmes zugefügt. So jedenfalls der oberflächliche Eindruck.
Polarisieren in Langeweile oder Leidenschaft
Sehnsucht, Erregung, kaum die nächste Begegnung abwarten können, heftiges Begehren … Wo bleibt das alles in einer langen Beziehung?
Und an wem liegt es, wenn diese Gefühle nicht mehr im Vordergrund stehen?
Heißt glücklich automatisch treu?
Wenn man davon ausgeht, dass glückliche Beziehungen automatisch treue Beziehungen sind, dann vernachlässigt man die Bindungstheorie und weist der Affäre zugleich eine Lückenbüßer-Funktion zu.
Wer schon einmal eine Affäre hatte, weiß, dass sie nicht weniger oder mehr wert ist als die Hauptbeziehung.
Sie ist völlig anders.
Hier geht es nicht um Bindung, Verlässlichkeit, Sicherheit, Berechenbarkeit oder darum, einander zu organisieren oder gar zu erziehen.
Mein Psychotherapeuten-Kollege Ulrich Clement schreibt in seinem Buch “Wenn Liebe fremdgeht”, dass ein Fremdgeher nicht entscheiden kann zwischen „schlechter Konvention und guter Leidenschaft“.
Fremdgehen kann man nur im Dreieck!
Häufig ist die Außenbeziehung wie ein Katalysator, der den Wert der Hauptbeziehung hervorhebt, am Ende leuchten lässt.
Durch das Hin-und-Hergerissensein, die Zweifel und die Ambivalenz kommen die meisten Untreuen darauf, was sie wirklich suchen.
Sie erkennen, welche Werte wirklich wichtig in einer Beziehung sind und mit wem sie alt werden wollen.
Leider führt oft eben erst das dramatische Ereignis des Fremdgehens zu dieser Erkenntnis. So traurig und schmerzhaft das für mindestens zwei der Betroffenen ist.
2. Affäre: Abwendung vom Partner oder Appell an ihn?
Eine Affäre kann entweder eine Abwendung vom Partner bedeuten oder auch ein Appell an ihn.
Ist die Affäre ein Appell, soll der Partner verstehen, was man vermisst und sucht.
In diesem Fall ist das Zurückgehen zum Partner nicht ganz so schwer.
Wenn du mitten in einer Affäre steckst, hat es meiner Erfahrung nach keinen Sinn, in Polaritäten zu denken.
Deine Partnerschaft und die Affäre sind zwei unvergleichbare Dinge.
Du versuchst, ein inneres Defizit durch eine äußerliche Veränderung zu kompensieren.
Du kommst mit deiner inneren Sehnsucht nicht klar und suchst die Lösung draußen.
Affären sind entweder auf ein offenes Beziehungskonzept zurückzuführen, darauf, dass Treue als Wert in der Beziehung fehlt.
Oder sie dienen einfach als Ersatzbefriedigung.
Schnell mal im Fast-Food-Restaurant holen, was in der Beziehung nicht auf dem Speisezettel steht.
Fremdgeher haben nicht gelernt, konstruktiv an ihrer Partnerschaft zu arbeiten. Das gilt für die Beziehung zum anderen, zuerst aber für die Beziehung zu sich selbst.
3. Affäre kommt ans Licht: Der Teufelskreis beginnt
Falls du dich fragst, ob dein Mann oder deine Frau fremdgeht, dann solltest du auf Verhaltensänderungen nach dem Fremdgehen achten.
Wenn du einen Verdacht hast, kannst du deinen Partner / deine Partnerin direkt auf das vermutete Fremdgehen ansprechen.
Wenn es gut läuft, bekommst du eine ehrliche Antwort.
Dann beginnt die Reise der Aufarbeitung – mit ungewissem Ausgang.
Nach dem Bekanntwerden des Fremdgehens beginnt für den Betrogenen emotional ein Ritt durch die Hölle.
Was du allerdings vermeiden solltest, ist eine endlose Fragerei.
Der Betrogene
Nach dem Fremdgehen hat der Betrogene tausend Fragen.
Jede Einzelne hat eine gefühlt existenzielle Bedeutung:
- Liebst du mich noch?
- Was habe ich falsch gemacht?
- Kann es mit uns weitergehen?
- Können wir das je überwinden?
- Und wenn ja, wie?
- Welche Bedeutung hatte die Außenbeziehung? Besteht sie noch immer?
- Wie konnte es dazu kommen?
Am besten holst du dir das Erste-Hilfe-Paket für Betrogene, um Orientierung, Halt und Klarheit für dich zu erhalten.
4. Bitte keine Kurzschlussreaktion!
Was von der beschädigten Beziehung gerettet werden kann, wird erst sehr viel später überlegt.
Sämtliche tragenden Werte sind aufs Tiefste erschüttert.
Alles wird infrage gestellt.
Getroffene Vereinbarungen, das Vertrauen und alle Grundlagen der Beziehung brechen in sich zusammen.
Die logischste aller Konsequenzen in dieser Phase scheinen Auszug oder Trennung zu sein.
Der Untreue
Der untreue Partner stellt sich diese Fragen nur in den seltensten Fällen!
Er/sie ist verliebt. Die Hormone spielen verrückt, der Gehirnstoffwechsel auch.
Der Betrüger ist in einem vollkommen anderen Betriebszustand als der Betrogene. Er ist euphorisiert und im Hochgefühl.
Er will nur leben!
Genau an dieser Stelle wirft sich ihm der betrogene Partner in den Weg.
Dies ist in keinem Fall die beste Strategie, um deinen untreuen Partner zu „bekehren“!
Die Beziehung kann so nicht gerettet werden!
Nie!
Doch wer mag schon von Strategien reden, wenn das Herz blutet?
5. Quälende Fragen
Die Fragen des Betrogenen kommen mit einer Dringlichkeit, die nach sofortiger Beantwortung schreit!
Die Antworten kann der Betrüger nicht geben. Er ist in der Defensive. Schweigt, lügt oder wird aggressiv.
Doch der Betrogene sucht immer und immer wieder das Gespräch, weil er meint, dies zur Überwindung der eigenen schrecklichen Gefühle zu benötigen.
Bekommt er Antworten, sind sie meist nur fatales Futter fürs Kopfkino.
Der untreue Partner ist durch sein schlechtes Gewissen geplagt.
Das ist eine sehr ungemütliche Position, auch weil er sich ständig rechtfertigen muss.
Deshalb wird er das Gespräch mehr und mehr meiden.
So bauen sich Bedürftigkeit einerseits und Vermeidung andererseits auf.
Auch diese Dynamik jenseits der eigentlichen Affäre kann eine Beziehung zerstören.
Die Wahrnehmung des Betrogenen ist von Angst geprägt
Von überall her droht Gefahr für den Betrogenen.
Es gibt so vieles, was die Teufelskreise der Gedankenkarusselle in Gang setzen kann.
Angst vor der Zukunft. Sie ist plötzlich nicht mehr so planbar und sicher wie zuvor.
Die Fragen, wie die Affäre einzuschätzen ist:
- Wie konnte ich so blind sein?
- Was habe ich nicht gesehen?
- Was habe ich falsch gemacht?
- Wurde ich absichtlich hinters Licht geführt?
- Wurde ich mit Absicht so verletzt?
- Bin ich als Mann/Frau nichts wert?
- Werde ich alles verlieren?
- Werde ich jemals wieder glücklich sein?
- Kann ich der gemeinsamen Geschichte vertrauen, oder gibt‘s auch dort bereits Lügen?
Oft tauchen lang zurückliegende Begebenheiten oder Bemerkungen in der Erinnerung auf, die plötzlich in einem anderen Licht erscheinen.
Du deutest sie alle als Zeichen, an denen du schon frühzeitig den Anfang vom Ende hättest sehen können.
6. Affären: Die Lösung des einen ist das Problem des anderen
Der untreue Partner hat nicht die Außenbeziehung und deren Bedeutung als Hauptproblem, sondern die Reaktion des Partners in seiner Hauptbeziehung.
Er sieht sich mit der für ihn peinigenden Suche nach Erklärungen konfrontiert.
Der Affäre wird eine Bedeutung beigemessen, die sie für ihn niemals hatte.
Da er der Täter ist, versucht er Schadensbegrenzung. Er will keine weiteren Verletzungen hinzufügen und möchte den Schmerz so klein wie möglich halten.
Häufig will er nicht nur helfen, sondern auch sich selbst aus dem Schlachtfeld retten.
Deshalb wird die Bedeutungsfrage zusätzlich heruntergespielt oder es wird gelogen.
Das Ausmaß des Fremdgehens wird bagatellisiert, Zeiten werden verkürzt und die Fakten kaum komplett auf den Tisch gelegt.
Doch genau dies ist der Startschuss für eine neue Dynamik.
Je mehr der untreue Partner den Ball flach halten will, umso misstrauischer wird der Betrogene.
Er hört nämlich genau das, was nicht gesagt wird!
Gültig ist diese Dynamik allerdings auch andersherum:
Je skeptischer und penetranter nachgefragt wird, je mehr nach Beweisen gesucht wird, umso stärker wird heruntergespielt.
Somit wird der Lösungsversuch des einen zum Problem des anderen!
7. Gefangen im Kreislauf des Misstrauens
Mit seiner Fragerei verlangt der Betrogene Beweise dafür, dem Partner vertrauen zu können.
Er müsste aber zuerst vertrauen, um glauben zu können.
Hierin besteht der Fehler.
Ob ich jemandem vertraue oder nicht, liegt allein bei mir.
Doch für das Nichtfremdgehen kann man keine Beweise finden.
Der Partner kann nicht beweisen, dass er treu ist.
Diese Teufelskreise sind schrecklich.
Sie rauben die Kraft, den Schlaf, jede fröhliche Stimmung und zerstören oft auch die Beziehung.
Nebenbei wird um die Bindung gerungen und den eigenen Wert gekämpft.
In diesen Konfliktgesprächen wird mitverhandelt, inwieweit die Partner nicht nur füreinander da sind, sondern inwieweit sie sich als autonome Wesen gemeinsam mit dem anderen identifizieren.
Zwangsläufig kommt hinter diesen sich wiederholenden mühsamen Gesprächen eine andere Ebene ans Licht. Diese ist von der Sehnsucht geprägt, die eigene Beziehung wieder richtig gut zu führen.
Unmaskiert.
Ohne Ausrede.
Mit offenem Visier.
Jetzt kann darüber gesprochen werden, welche Werte stabilisierend wirken, welche im Argen liegen und um welche man sich gemeinsam kümmern mag.
Kurze Zeit nach dem Bekanntwerden der Affäre liegt das alles noch in den weiten Nebeln der Zukunft verborgen.
Dies offenbart sich erst sehr viel später.
Der Gang durch das Tal des Schmerzes bleibt niemandem in dieser Situation erspart.
Doch du kannst mit dem Erste-Hilfe-Paket für Betrogene den schnellsten und sichersten Weg zurück zu deinem inneren Frieden finden.
Wenn du derjenige bist, der betrogen hat, kannst du später darüber sprechen, warum du dich wirklich auf eine andere Person eingelassen hast. Welche Sehnsucht und Hoffnung haben dich geleitet.
Wenn du dies ohne Schönfärberei tust, dann bewegt ihr euch in eine neue Ebene der Partnerschaft.
Es gibt Menschen, die passiv treu sind.
Sie haben keine Sehnsucht, keine Träume außerhalb ihrer Beziehung.
Oft fehlt ihnen auch die Gelegenheit, etwas „anzustellen“.
Ihnen fällt es nicht schwer, treu zu sein.
Aktive Treue hingegen ist beinahe eine Kulturtat.
Wenn du dich dafür entscheidest, dich mit deinen Sehnsüchten auseinanderzusetzen, verpflichtest du dich, an dir selbst und deiner Beziehung zu arbeiten und zu wachsen.