Du bist nicht allein – 11 Gedanken, die Betrogene oft denken

Du bist nicht allein: 11 Gedanken, die viele Betrogene haben. Die aber kaum jemand ausspricht.

Nach einem Betrug kreisen tausend Gedanken in deinem Kopf.
Du fühlst dich verloren, allein und fragst dich, ob du verrückt wirst. Aber genau das ist normal.

In diesem Blogartikel beantworte ich die Frage, welche Gedanken Betrogene nach einem Vertrauensbruch wirklich beschäftigen, auch wenn sie selten laut ausgesprochen werden.

In meiner Praxis begegnen mir täglich Menschen mit gebrochenem Herzen.
Sie sitzen vor mir, kämpfen mit den Tränen und flüstern schließlich:
„Bin ich die einzige, die so fühlt?“

Die Antwort ist ein klares Nein.
Nach einem Vertrauensbruch durch Betrug erleben viele Menschen Symptome, die einer posttraumatischen Belastungsstörung ähneln.
Das ist keine Kleinigkeit.
Dein Schmerz ist echt und deine Gedanken sind es auch.

Wenn du das Gefühl hast, komplett den Boden unter den Füßen zu verlieren:
Mein Erste‑Hilfe‑Paket für Betrogene gibt dir Orientierung in den ersten chaotischen Tagen.

Wenn du lieber hörst:
Hier habe ich den Artikel als Podcastfolge für dich eingesprochen:

Die verborgenen Gedanken nach dem Betrug

Ich habe es immer wieder gesehen: Das Schlimmste am Betrogen-werden ist nicht nur der Akt selbst, sondern die quälenden Gedanken danach. Studien der Universität Göttingen zeigen, dass Betroffene unter starker Verunsicherung, Verlust von Selbstwert und belastenden Gedankenbildern leiden.

Du fragst dich, ob du die einzige bist, die nachts wach liegt und grübelt? Definitiv nicht!

Hier sind die häufigsten Gedanken, die Betrogene haben – aber selten aussprechen:

1. „War es wirklich nur ein Kuss?“

Interessant ist, wie unterschiedlich wir Betrug definieren. Während 2018 noch 81% der Deutschen Fremdknutschen als Untreue betrachteten, sind es 2024 nur noch 57% .

Wenn dein Partner behauptet „Es war nur ein Kuss“ – was heißt das eigentlich?

In meiner Praxis sehe ich täglich, wie Betroffene sich quälen:
„Wo ist die Grenze? War es wirklich nur ein Kuss? Oder mehr?“

Diese Ungewissheit ist ein Folterinstrument.
Die Wahrheit: Was für dich Betrug ist, definierst nur du. Punkt.

2. „Passiert das im Freundeskreis?“

Auweia, das tut weh:
35% der untreuen Frauen finden ihren Liebhaber im engsten Freundeskreis.
Bei Männern verteilt sich das Ganze stärker auf verschiedene Kreise.

Warum wir das kaum aussprechen können:
Die doppelte Verletzung ist unerträglich.
Nicht nur dein Partner hat dich hintergangen, sondern auch jemand, dem du vertraut hast.

In meiner Beratungspraxis höre ich oft:
„Ich kann keinem mehr in die Augen schauen.“
Dieses Gefühl ist erstmal blöd, doch normal. Aber es wird besser!

3. „War ich nicht gut genug?“

 Die Wahrheit?
Der Betrug sagt nichts über deinen Wert aus. Absolut nichts.

Er sagt etwas über die Entscheidungsfähigkeit und den Charakter deines Partners. Das ist ein himmelweiter Unterschied.

Wenn du merkst, dass du dich oft anpasst, Konflikte vermeidest oder deine Grenzen aus Angst übergehst:
Hol dir den Zugang zu meinem kostenlosen Mini-Guide „Sage Nein ohne Skrupel“ – speziell für alle, die zu oft zu nett sind.

4. „Wird dieser Schmerz jemals aufhören?“

Nach einem Betrug fühlt sich alles wie in Zeitlupe an.
Der Schmerz scheint endlos.
Viele meiner Klienten berichten von Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und ständigem Gedankenkreisen.
Du bist nicht übersensibel.
Dein Körper verarbeitet ein echtes Trauma.

Zum Glück gibt es Hoffnung:
Der Schmerz wird besser.
Nicht morgen, nicht nächste Woche, aber er wird besser. Ich verspreche es dir.

Vielleicht fragst du dich, wie lange dieser Schmerz dich begleiten wird. Hier erfährst du, wie lange es wirklich dauert, einen Seitensprung zu verarbeiten – und was du selbst dafür tun kannst.

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Die posttraumatische Betrugsfolge

Studien zeigen: Ein Seitensprung aktiviert im Gehirn dieselben Areale wie körperlicher Schmerz. Symptome ähneln denen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS): quälende Gedankenbilder, emotionale Abstumpfung, Vertrauensverlust und Selbstzweifel. Diese Reaktionen sind keine Übertreibung – dein Gehirn verarbeitet den Betrug tatsächlich als Trauma.

„Bin ich zu dick? Zu dünn? Nicht interessant genug?“ Diese Gedanken höre ich ständig in meiner Praxis. Der Vertrauensbruch durch einen Seitensprung führt fast immer zu massivem Selbstwertverlust.

Und wenn du mit deinem Partner sprechen möchtest, aber keine Ahnung hast, wo du anfangen sollst:
Der Kurs Wie rede ich mit meinem Partner, nachdem er mich betrogen hat? begleitet dich dabei Schritt für Schritt.

5. „War dies sein oder ihr  erster Seitensprung?“

Eine schwierige Wahrheit: Bei Untreue bleibt es selten bei einem Mal. Studien mit über 2.600 untreuen Heterosexuellen zeigen, dass für 51% der Männer und 45% der Frauen der aktuelle Seitensprung nicht der erste in ihrer Beziehung war.

Der Gedanke „Hat er/sie das schon öfter gemacht?“ ist absolut berechtigt. Und ja, er ist verdammt schmerzhaft.

6. „Werde ich je wieder vertrauen können?“

Vertrauensbruch	Prozentsatz der Befragten, die es als unverzeihlich empfinden
Verleumdung (falsche Behauptungen über den Partner)	78%
Manipulation bei der Kinderplanung	77%
Geldgeheimnisse (z.B. heimliche Änderungen im Testament)	69%
Untreue/Fremdgehen	Variiert je nach Definition und Studie

Die Tabelle zeigt: Es gibt tatsächlich Dinge, die als noch schlimmer empfunden werden als körperliche Untreue. Trotzdem bleibt die Frage: Kann Vertrauen wiederkehren?

Die ermutigende Nachricht aus der Gottman-Methode:
Etwa 73% der Paare bleiben nach Untreue zusammen, wenn sie aktiv am Vertrauensaufbau arbeiten. Es ist harte Arbeit, aber möglich.

Vertrauen beginnt nicht beim Partner oder der Partnerin, sondern bei dir selbst.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du nach dem Fremdgehen wieder lernst, dir selbst zu vertrauen.

7. „Ist meine ganze Beziehung eine Lüge?“

Wie unterscheide ich zwischen einem Fehltritt und einer toxischen Beziehung?

Eine Frage, die mich in der Praxis täglich erreicht.
Nach einem Betrug überprüfen wir plötzlich alles.
War die Liebe je echt?
War alles nur Schein?

Laut Forschungen gibt es klare Anzeichen für toxische Beziehungen:
kontinuierliche Kontrolle, emotionale Manipulation (Gaslighting) und systematische Abwertung.

Ein einzelner Seitensprung macht noch keine toxische Beziehung aus.
Aber wenn er Teil eines größeren Musters aus Respektlosigkeit und Manipulation ist, solltest du genauer hinschauen.

Besonders alarmierend:
Beziehungen mit narzisstisch geprägten Personen beginnen oft mit „Love Bombing“, iner Phase übermäßiger Zuwendung, die später in Kontrolle umschlägt.

Kommt dir das bekannt vor?

8. „Werd ich jemals wieder Gefühle für meinen Partner oder meine Partnerin haben?“

Nach einem Betrug fühlen sich viele emotional taub.
Wo einst Liebe war, ist jetzt Leere.
Studien zeigen, dass Eifersucht und Vertrauensbruch das sexuelle Verlangen massiv senken und dazu führen, dass weniger emotionale Energie in die Beziehung fließt.

In meiner Beratung höre ich oft:
„Ich liebe ihn noch, aber ich fühle nichts mehr.“
Das ist keine Charakterschwäche. Es ist ein Selbstschutzmechanismus deines Herzens.

9. „Vergeben? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

Vergebung klingt nach einem schlechten Witz, wenn du frisch betrogen wurdest.

Trotzdem zeigen Studien der American Psychological Association, dass Vergebung die emotionale und körperliche Gesundheit verbessert.

Aber Moment!
Vergeben heißt nicht vergessen oder akzeptieren.

Es bedeutet, den Groll loszulassen – für dich selbst, nicht für den anderen.

Und es braucht Zeit. Viel Zeit.

Wenn du mit Gedanken an Rache spielst:
Du bist nicht allein. Aber warum Rache dich nicht heilt – sondern oft noch tiefer verletzt liest du hier.

10. „Meint er/sie die Entschuldigung ernst?“

Wann ist eine Entschuldigung echt?

Eine Studie mit 300 Personen ergab:
Die Häufigkeit und Qualität von Entschuldigungen prägen entscheidend, wie wir unseren Partner wahrnehmen.

Oberflächliche „Tut mir leid“-Floskeln helfen nicht. Eine echte Entschuldigung enthält Verantwortungsübernahme, Einsicht und konkrete Veränderungsschritte.

In meiner Praxis sage ich immer:
„Schau nicht auf die Worte, schau auf die Taten.“
Handelt dein Partner anders als vorher?
Das ist der wahre Test.

11. „Bin ich verrückt, wenn ich bleibe/gehe?“

Der letzte und vielleicht quälendste Gedanke: „Was sollen die anderen denken, wenn ich bleibe/gehe?“

Die Wahrheit ist: Es gibt kein universelles Richtig oder Falsch.
Laut Gottman-Methode ist Heilung möglich: wenn beide bereit sind, an der Beziehung zu arbeiten.

Gleichzeitig ist niemand verpflichtet zu bleiben.

Mein Rat als Therapeutin:
Lass dir Zeit mit der Entscheidung.

Überstürze nichts.

Und höre auf dein Bauchgefühl. Es weiß oft mehr als dein Kopf.

Was du jetzt tun kannst

Nach einem Betrug stehen viele wie gelähmt da.

Die gute Nachricht ist:
Du bist nicht allein mit deinen Gedanken. Diese Reaktionen sind absolut normal und wohlbekannt.

1. Gestatte dir alle Gefühle – von Wut bis Trauer
2. Such dir professionelle Unterstützung, idealerweise bei einem Therapeuten mit Erfahrung in Beziehungstraumata
3. Triff keine überhasteten Entscheidungen – weder für noch gegen die Beziehung
4. Sprich mit vertrauten Menschen, die nicht urteilen

Der Weg zur Heilung ist nicht linear.
Es gibt Rückschritte und schwere Tage. Das gehört dazu.

Manchmal hilft es, die Gedanken zu sortieren, bevor du etwas tust, was du später bereust. Diese 10 Impulse können dir helfen, wenn du kurz davor bist, ihm oder ihr wieder zu schreiben.

Wichtig ist:
Du kommst voran, auch wenn du es nicht jeden Tag spürst.

In meiner jahrelangen Arbeit mit Paaren nach Betrug habe ich eines gelernt:
Menschen sind unglaublich resilient.

Egal ob du gehst oder bleibst:
Du wirst wieder glücklich sein.
Anders als zuvor, aber vielleicht sogar tiefer und echter.

Du bist nicht allein mit deinen Gedanken. Du bist nicht verrückt. Und vor allem: Du wirst wieder ganz werden, mit oder ohne deinen Partner.

Wenn ihr euch gemeinsam auf den Weg machen wollt, findest du im Ersten-Hilfe-Paket für Betrogene und im Gesprächskurs Wie rede ich mit meinem Partner (oder Partnerin), nachdem er mich betrogen hat praktische Werkzeuge für Vertrauen, Kommunikation und Stabilität.