16 verschiedene Arten sich zu streiten

16 verschieden Arten sich zu streiten. Zwei hübsche junge Frauen in 20er Jahren Kostümen schauen auffordernd.

Streit-Typen besser verstehen, heißt auch leichter aus der Auseinandersetzung herauszukommen. Also vertiefe dich in die Liste.

Von Kindesbeinen an haben wir verschiedene Prägungen erhalten. Auch du! Auch dein Partner! Im Streit bringt das typische Verhaltensweisen, unterschiedliche Streittypen hervor.

Aus der Praxis:

Sie: „Seit 17 Jahren fällst du mir ins Wort und …“ (Sie wird unterbrochen, wollte noch sagen: „korrigierst mich!“)
Er: „Seit 18! 17 waren es letztes Jahr. Du liegst falsch.“

Er: „Du hast neulich zu mir gesagt, dass ich mehr … machen soll. Mir wäre es recht, wenn wir auch mal über dein Verhalten reden würden.“
Sie: „Sag mal, was macht das denn mit dir, wenn du solche Dinge behauptest?“

Sie: „Du hast wieder vergessen die Mülltonne rauszustellen!“
Er, weinerlich: „Was soll bloß aus uns werden, ich fahre alles an die Wand. Jetzt bin ich schon zu gar nichts mehr zu gebrauchen, vergesse schon die kleinsten Dinge. Ich bin völlig unfähig, ein absoluter Loser, der nicht mal an die Mülltonne denkt. Ich bin der blödeste, nichtsnutzigste und wertloseste Taugenichts aller Zeiten.“

Er: „Bitte geh mit Einkaufszettel einkaufen! Es ist wieder nur die Hälfte der Sachen da, die wir brauchen. Der Kühlschrank ist leer, aber stattdessen läuft dein Kosmetikschrank über.“
Sie: „Ja, ich habe die Hälfte vergessen und nach Bauchgefühl eingekauft. Bestimmt, weil ich ohne Zettel los bin. Und ich kann dir nicht mal versprechen, dass ich in Zukunft überhaupt nach Liste einkaufen gehen will. Aber ich kann dir zusichern, dass ich darüber nachdenken werde, ob ich mir mehr Mühe geben will, das zu tun.“

Hand aufs Herz, streiten können wir alle. Man muss nicht Mäuschen in einer Praxis für Paartherapie sein und deutschsprachige Paare aus aller Welt betreuen, um diese oder ähnliche archetypischen Streit-Situationen zu erleben.

Früher dachte ich immer, die anthroposophische Temperamenten-Lehre würden ausreichen, um zu verstehen, wie unterschiedlich Menschen im Konflikt reagieren. Doch mittlerweile habe ich 20 Jahre Erfahrungen gesammelt und kann mit einem zwinkernden Auge noch ein paar weitere Reaktionsweisen hinzufügen.

So arbeite ich jedoch nicht! Dafür gibt es eine bessere Strategie. Doch zunächst möchte ich dir zur Illustration folgende Streit-Typen vorstellen:

Darf ich vorstellen: 16 Streit-Archetypen

1. Die Schnecke

Die Schnecke zieht sich schnell in ihr Häuschen zurück und leidet still für sich. Sie möchte niemandem zur Last fallen und äußert deshalb selten ihre Bedürfnisse. Mit ihr kann man nicht streiten, weil sie nicht sichtbar genug dafür ist. Ihr Ziel ist die Harmonie und sie möchte es anderen gerne recht machen. Sie verhält sich korrekt und hält sich an Regeln. Das erwartet sie auch von anderen.

  • Sie vertritt ihre Meinung nicht
  • Zieht sich zurück
  • Will nicht stören oder belasten
  • Macht es anderen recht
  • Entschuldigt sich schnell
  • Sagt ja, obwohl sie vielleicht anderer Meinung ist
  • Ärgert sich über sich selbst

2. Die Pastinake

Ein Pastinaken-Mensch will im Grunde seine Ruhe. Eigentlich ist er zu bequem, um zu streiten. Sein Motto lautet: Du hast Recht und ich meine Ruhe. Doch wehe, wenn das Fass überläuft. Dann macht die Pastinake tabula rasa. Dann kommt wirklich alles zur Sprache, was jemals schiefgelaufen ist.

  • Wartet sehr lange, bis sie etwas sagt
  • Nachtragend

3. Die Sprunghafte

Wenn man zum Typ der Sprunghaften gehört, hält man sich nicht lange mit Missstimmungen auf. Sie ist nicht daran interessiert, alles gründlich aus der Welt zu schaffen, sondern mehr daran, wie es jetzt aufregend, interessant und vor allem mit Leichtigkeit weitergehen kann. Dabei verzettelt und verrennt sie sich regelmäßig und ist auch in einem Gespräch kaum auf den Punkt zu bringen. Charmant wechselt sie das Thema, flirtet zwischendurch ein bisschen und weiß sich darzustellen.

  • Dinge werden selten in die Tiefe ausdiskutiert
  • Überfährt oft ihren Partner
  • Unterbricht
  • Verliert den Faden
  • Vergisst schnell

4. Der Burgherr

Ein Burgherr sitzt oben in seiner Burg und schaut im Streit vom höchsten Turm herunter. Dabei ist er mit Pech und Schwefel und Nahrung für mehrere Wochen ausgestattet. Wenn die mit dem Burgherrn streiten willst, musst du zuerst an seinem Heer vorbei und selbst genügend Zeit und Spucke haben. Oder ihn herunter locken.

  • Der Burgherr hat Recht
  • Er hat Zeit
  • Er hat K.O.-Argumente
  • Wirkt oft arrogant und überheblich im Streit 
  • Ist oft rhetorisch geschult 
  • Nutzt fiese Schachzüge im Gespräch
  • Er will keine Harmonie und vertraut seinen dicken Mauern. Deshalb wird er von alleine kaum einlenken.

5. Der Diktator

Im Gegensatz zum Burgherrn lehnt sich der Diktator aus dem Fenster. Er sitzt im Bunker und muss hin und wieder hinaus, weil er nicht vorbereitet ist. Dann macht er Fehler und ist angreifbar. Er versucht, so gelassen und sicher zu wirken wie der Burgherr. Doch dies gelingt ihm nicht, er hat Angst. Aus dieser Angst heraus lässt er sich verleiten, unüberlegte Dinge zu sagen, die ihm seine Überlegenheit abhandenkommen lassen.

  • Er hätte gerne Autorität
  • Er hat Angst
  • Er fühlt sich unsicher und unternimmt alles, dies zu überspielen
  • Er ist oft unfair im Gespräch, gerät dabei in Rage

6. Der Sozialpädagoge

Sorry an alle Sozialpädagogen, dass ich euren tollen und wichtigen Beruf zur Erklärung dieses Streittyps heranziehe. Ich habe keine besseren Namen, wenn dir einer einfällt, bin ich dankbar!

Ein Mensch vom Streit-Typ Sozialpädagoge wendet sich seinem Gegenüber im Streit zu und weiß das Gespräch auf den Anderen zu lenken. Er redet dabei nicht über die eigene Unzulänglichkeit, sondern über die Befindlichkeit, Kindheit oder das Elternhaus des Andern. Er fragt: „Was macht das mit Dir, wenn Du das von mir wissen willst?“ Oder: „An was erinnert dich das gerade, das ist doch ein altes Gefühl …“

  • Lenkt von sich ab, in dem der empathisch bei dem Anderen ist
  • Somatisiert indirekt den Anderen, weil er das „Problem des Anderen“ verstehen und aufarbeiten will

Wenn ein Paar streitet, sollten beide im selben Ring stehen. Oder besser, am selben Tisch sitzen.

7. Der Ping-Pong-Spieler

Ein Ping-Pong Spieler sagt: Selber! Und bringt Gegenbeispiele. Das kann beliebig lange wiederholt werden.

  • Lenkt von sich ab
  • Gegenangriff
  • Verteidigt sich

8. Die verspiegelte Sonnenbrille

Die verspiegelte Sonnenbrille wehrt noch ein bisschen anders ab, sie hat tausend Varianten, wie sie dir folgendes sagen kann: „Ich verstehe Deine Meinung, bin aber nicht daran interessiert.“

  • Lenkt von sich ab
  • Lässt den Anderen nicht an sich heran

9. Die Aikido-Kämpferin

Menschen, die im Konflikt zu diesem Typus zu neigen, nutzen die Energie des Anderen. Sie wiederholen zum Beispiel Gesagtes, jedoch leicht gefärbt und schubsen somit den Anderen in eine unmögliche Richtung. Wer die Aikido-Kämpferin angreift, landet meist im Nichts, weil sie sich nicht greifen lässt.

  • Bleibt ruhig
  • Nutzt ihre eigenen Worte gegen dich
  • Kann sich sehr gut ausdrücken
  • Lässt sich im Streit nicht in die Karten schauen
  • Meist wird getan, was sie will. Es kann sogar sein, dass du als ihr Partner denkst, es wäre deine eigene Entscheidung gewesen. Also, dass du nicht bemerkst, dass du tust, was die Aikido-Kämpferin schon von Anfang an wollte.

10. Der Sich-Totsteller

Innerlich wie gelähmt reagiert der Sich-Totsteller bei Streit. Er wünscht sich weit, weit weg. Es kann sein, dass er keine Worte findet und defensiv stammelnd versucht, der Situation auszuweichen. Es kann aber auch sein, dass er gar nichts sagt und mit versteinerter Miene abwartet, bis das Unwetter vorbei ist. Er starrt durch dich hindurch und fühlt sich wie eingefroren. Er macht das nicht, um dich auflaufen zu lassen, sondern fühlt sich wie das Kaninchen vor der Schlange.

  • Friert innerlich ein
  • Findet keine Worte
  • Findet Streit existenziell bedrohlich
  • Möchte Harmonie und keinerlei Konflikte

11. Der Harmoniesüchtige

Streit ist für den Harmoniesüchtigen um jeden Preis zu vermeiden. Streit fühlt sich extrem unangenehm an und deshalb wird alles getan, um auszuweichen oder um nachzugeben. Selbst wenn der Harmoniesüchtige sich im Recht sieht, würde er sich lieber die Zunge abbeißen, als einen Streit zu riskieren.

  • Eigene Bedürfnisse und Gefühle werden verleugnet
  • Fluchtmodus
  • Explodieren irgendwann im Rückzug: Tendenz, sich aus heiterem Himmel zu trennen

12. Der Wüterich

Der Wüterich möchte zwar keinen Streit, gerät aber schnell in Rage. Dann werden sein Ärger, Zorn oder auch Wut direkt und ungefiltert herausbrechen. Er wird so wütend, „dass ihm der Kragen platzen könnte“. Eigentlich hilft dann nur, in Deckung zu gehen, denn so schnell er in Rage gerät, so schnell hat er sich auch wieder beruhigt. Meist nagt dann allerdings sein Partner noch an den Dingen, die ihm an den Kopf geworfen wurden. Der Choleriker selbst hat längst alles losgelassen.

  • Eigene Gefühle und Bedürfnisse werden unüberlegt geäußert
  • Hohe Emotionalität
  • Neigung zu Beschimpfungen, Beleidigungen und verbaler Aggression
  • Kampfmodus

13. Doktor Allwissend

Doktor Allwissend will um jeden Preis sein Wissen teilen und Recht haben. Er weiß es einfach besser als alle anderen. Redet andere auch gerne nieder in nicht enden wollenden, belehrenden Monologen. Andere Meinungen lässt er schwer gelten oder vergisst sie schnell wieder.

  • Wirkt arrogant, als ob er andere insgeheim belächeln würde
  • Wiederholte Streits, da er immer wieder auf seine eigene Meinung zurück springt, keine Updates von bereits Ausdiskutiertem vornimmt.
  • Gibt sich unfehlbar
  • Streiten ist ein Machtspiel
  • Der Gedanke, dass es unterschiedliche Standpunkte gibt, liegt ihm fern
  • Gemeinsame Lösungen, Kompromisse werden als „verlorener Kampf“ empfunden

14. Beleidigte Leberwurst

Beleidigte Leberwürste sind sehr empfindlich. Jedes Wort wird als Kritik an der eigenen Persönlichkeit empfunden. Sie reagieren unwirsch und beleidigt mit Rückzug. Obwohl du als Partner siehst, dass gerade etwas nicht stimmt, wird geschwiegen. Auf die Frage was los sei, bekommst du selten eine konstruktive Antwort, eher ein verzogenes Gesicht.

  • Sind sehr verletzlich
  • Beziehen alles auf sich selbst
  • Sprechen nicht darüber, was sie gekränkt hat

15. Die Primadonna

Der Primadonna kann man es eigentlich gar nicht recht machen. Doch das würde sie weit von sich weisen. Sie kritisiert mehr oder weniger subtil beinahe ständig. Sie ist unzufrieden. Irgendwie wirkt sie auch so, als ob sie ziemlich negativ eingestellt ist, denn sie wittert Verschwörung und Verrat hinter vielen Dingen.

  • Nimmt nicht wahr, wie sie wirkt
  • Blind für ihre eigene Stimmungen

16. Der Verkopfte

Der Verkopfte glaubt, dass man alles analysieren kann. Deshalb diskutiert er hart und stundenlang. Gerne dreht er sich auch im Kreis dabei und startet eine neue Analyse, wenn du als Partner dich gerade entspannen willst und glaubst, es sei nun alles ausgestanden.

  • Wühlt in der Vergangenheit
  • Beißt sich fest
  • Neigt dazu, immer wieder von vorne zu beginnen

Erkennst du einen Streit-Typen?

Man könnte sich jetzt verleiten lassen, eine Tabelle anzulegen und eine Stärken/Schwächen-Analyse erstellen. Desweitern könntest du ableiten, wie du dich den entsprechenden Typen gegenüber im Streit verhalten solltest. Du würdest der Schnecke Schutz, Sicherheit und Ermutigung geben, sie immer wieder nach ihrer Meinung fragen, versuchen, herauszufinden, was sie wirklich will, ihr Lösungen entlocken usw.

So arbeite ich mit den Streit-Typen

Mir geht es nicht darum, Menschen in Schubladen zu stecken oder Streitpersönlichkeiten zu klassifizieren, sondern darum, dir zu zeigen, wie wir alle von Kindesbeinen an verschiedene Prägungen angenommen haben. Auch du! Auch dein Partner! Das bringt dann im Streit die typischen Verhaltensweisen hervor.

In der Praxis hat es sich bewährt, durch eine bestimmte Übung festzustellen, ob man

  • Mit Gegenangriff reagiert
  • In Schuld und Selbstanklage versinkt
  • Sich auf die Schwächen des anderen fokussiert
  • Den eigenen Standpunkt klar markiert, jedoch in Kauf nimmt, den anderen zu verletzen

Dadurch zeigt sich alles, was man wissen muss, um sich besser mit seinem Partner auseinander setzten zu können, ohne dass es heiße Streits geben muss. Während dieser Übung wird immer viel gelacht. Wenn man sein eigenes Kampfschema erkennt und gleichzeitig weiß, wie der Partner bitte streiten möge, damit man selbst sich am wohlsten fühlt, kennt man wichtige Spielregeln voneinander.

Dann fällt es leicht, auszuhandeln, was man als wachstumsorientiert empfindet. Oft ist es hilfreich, die Selbstverantwortlichkeit und Eigenverantwortung herauszuarbeiten. Sehr oft wird die Verantwortung für andere übernommen, was vom Partner mitunter als Verletzung einer unsichtbaren Grenze empfunden werden kann.

In meinem Kurs über Streiten gibt es hierfür eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

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