Untreue zieht Kreise. Nicht nur das Paar ist betroffen, sondern das gesamte Umfeld wird in der einen oder anderen Weise in Mitleidenschaft gezogen.
Sexuelle Untreue lebt trotz des Risikos entdeckt zu werden und der hohen Kosten für Therapie oder Scheidung anscheinend ewig. Manche Menschen kommen sogar zu mir in die Paartherapie, weil sie mit Untreue im Freundeskreis nicht klarkommen und Angst haben, etwas falsch zu machen.
Untreue spaltet den Freundeskreis
Kaum jemand weiß, wie man sich richtig verhalten kann. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob es im Zusammenhang mit Affären oder Untreue überhaupt ein richtiges Verhalten geben kann. Selbst wenn der Betrogene das Fremdgehen längst verziehen hat, hinterlässt es im Freundeskreis noch Narben.
Beim Thema Untreue scheiden sich die Geister. Meist gibt es zwei Lager:
1. Der Untreue wird verurteilt
Die emotionale Welt gerät völlig aus den Fugen, dahingegen bleibt die moralische stabil.
Die Gut-Böse-Position vertritt die These, dass der Betrogene ein Opfer ist. Aus dieser Haltung heraus führt die Affäre unvermeidlich in großen Krisen. Sie schlägt Wunden und traumatisiert. Nach der Affäre sind mit dieser Haltung Beziehungen kaum mehr zu retten. Es gibt den Täter, den Fremdgeher, der aus Lust und Laune oder Unüberlegtheit etwas getan hat, wodurch der Partner zum Opfer geworden ist.
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Die Empörung gilt allein dem Fremdgeher. Die Verführung, die Sehnsucht und der selbstvergessene Rausch werden aufs Strengste verurteilt.
Der Betrogene hingegen kann in den meisten Fällen mit dem vollsten Mitgefühl von Freunden, der Familie und den Bekannten rechnen.
2. Der Untreue wird insgeheim als Rebell betrachtet
Die andere Position vertritt die Ansicht, dass der Genuss über der Moral steht. Dem entsprechend wird die moralische Welt neu sortiert, die emotionale Welt jedoch bleibt nahezu unberührt.
Die Affäre wird primär als Möglichkeit gesehen, gut über die Runden zu kommen, Spaß zu haben, ungestört das Vergnügen leben zu können. Deshalb drehen sich auch die Überlegungen und Gespräche darum, wie man nicht erwischt wird.
Beide Positionen sind jedoch schal und werden dem Thema Untreue in keiner Weise gerecht!
Es geht darum, zwischen Schmerz und Faszination, zwischen Betrogen-Werden und dem Reiz der Verführung zu balancieren! Dieses emotionale Spannungsfeld lässt sich nicht aus einer dualen Betrachtung heraus verstehen.
Möglichkeiten zum Umgang mit Untreue im Freundeskreis
Sich auf eine neutrale Position zurückziehen, ist beinahe unmöglich.
- Den Kontakt abzubrechen, ist eine Lösung, für die sich viele Menschen entscheiden.
- Manchmal muss man sich als außenstehender Freund klarmachen, ob es die Freundschaft wert ist, sich gemeinsam durch eine nervenaufreibende Zeit zu quälen. Nicht enden wollende Telefonate, Gespräche, die immer wieder an eine alte Schallplatte mit Sprung erinnern und sich im Kreis drehen, sind kaum zu vermeiden. Und das betrifft auch den Untreuen, nicht nur den Betrogenen.
- Viele Menschen überlegen sich, mit welchem Teil des untreuen Paares sie enger befreundet sind und beziehen dann Position. Es ist meiner Erfahrung nach kaum möglich, mit beiden den Kontakt weiter zu halten. Es würde als Verrat von beiden Seiten empfunden werden.
Häufig führen Affären oder Untreue im Freundeskreis zu Krisen in der eigenen Beziehung. So als wenn Unglück ansteckend wäre. Das hat einerseits mit polaren Gedanken zu tun, andererseits schürt es unsere Angst, dass uns Ähnliches passieren könnte. Auch kann es sein, dass der Kummer einer besten Freundin zum Beispiel sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Manchmal fühlt sich der eigene Partner dadurch zurückgesetzt.
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Somit verursacht Untreue nicht nur eine Affäre und einen Riss im Herzen beim Partner, sondern schafft auch einen Graben innerhalb der Familie und des Freundeskreises. Es gibt keine gute Lösung, außer sich klar zu machen, wer die Menschen hinter diesen Problemen sind, und zu versuchen, sie anzunehmen und zu verstehen. Das heißt, eben nicht in ein polares Denkmuster zu verfallen.
