Living apart together soll deine Beziehung retten?

Living apart together soll deine Beziehung retten. Mann und Frau in einer zärtlichen Pose

Ist es hip "apart together" in zwei Wohnungen zu leben und sich damit auch ein Hintertürchen für eine freiere Form der Liebe offenzuhalten? Angst vor Nähe? Oder geht es um mehr Selbstbestimmung, die auch die Bindung stärken kann?

Zu mir oder zu Dir?

Klingt heiß, kann sogar richtig heiß sein, sogar so heiß, dass du dir an “Living apart together” die Finger (und das Herz) verbrennen kannst.

Doch denke ich da persönlich eher an meine Frisch-Verliebt-Phasen als an Menschen in langjähriger Beziehung. Dass verheiratete Paare sich verabreden, weil sie „apart together“ leben, ist für viele Leute zugleich befremdlich und Neid erregend. 

Warum? Kommt gleich. Erstmal:

Was heißt Living apart together (LAT)?

Living apart together – getrennt zusammenleben.

Menschen, die zwar ein Paar sind, aber nicht zusammen in einer Wohnung leben wollen. 

Früher führten eher Künstler und Intellektuelle LAT-Beziehungen, heute werden sie auch von breiteren Teilen der Bevölkerung gelebt. Warum?

Gesellschaftlich geregelte Strukturen, übersichtliche Verhältnisse, staatlich subventionierte Beziehungen durch Ehe und Steuerersparnisse galten früher als Inbegriff der Spießigkeit.

Gerade Künstler pflegten einen anderen Lebensstil sie wollten wild und frei sein. Sich keiner Konvention unterwerfen, führte oft dazu, dass neue Wege gegangen und Dinge ausprobiert wurden, die die „Spießer“ wach machen und auch erschrecken sollten. Ein unkonventionelles Leben zu führen, dass keine Regeln befolgte, gab sofort einen künstlerischen Touch. 

Als Paar in zwei getrennten Wohnungen „apart together“ zu leben oder frei zu lieben, wen man auch immer gerade lieben will, sexuell nicht auf einen Lebens-Partner limitiert zu sein, gar polyamourös zu leben, galt und gilt auch heute noch in vielen Kreisen als hipp.

Kein Künstler möchte gewöhnlich sein und für viele ist der gewöhnliche Weg ausgeschlossen.

Warum bevorzugen immer mehr Paare diese Art des Zusammenseins?

Ja, auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ein Paar, zwei Wohnungen … Noch vor einigen Jahren brachte man solche Beziehungen entweder mit Künstlern oder einer Fernbeziehung in Zusammenhang. Jeder Alleinlebende galt automatisch irgendwie als bedauernswerter Single. 

Heute hat sich sogar das Statistische Bundesamt auf diese Beziehungsform eingestellt und bewertet nicht mehr jeden Allein-Wohnenden als Single. 

Oft lese ich, dass Living apart together nur aus Angst vor Nähe oder wegen einer Bindungsstörung angestrebt wird. Doch das glaube ich nicht!

Meiner Wahrnehmung nach suchen immer mehr Paare eine authentische Begegnung aus innerer Freiheit. Da sollen keine Abhängigkeiten mit „Liebe“ verwechselt werden. Die Augenhöhe soll gleichbleiben, indem jeder für sich selbst verantwortlich ist. 

Es geht vielen Paaren darum, selbstbestimmt leben zu wollen. Das führt zu der nächsten Überlegung: Wer leidet eigentlich unter einer gemeinsamen Wohnung und findet dort nicht den ersehnten Freiraum?

Bewerten Frauen und Männer dieses Modell unterschiedlich?

Anscheinend sind es öfter Frauen, die sich für das Living apart together aussprechen. Ganz banal höre ich da: „Ich habe keine Lust, hinter ihm aufzuräumen, zu kochen und zu putzen und lang erarbeitete Freiheiten aufzugeben.“ Das gibt im 21. Jahrhundert echt zu denken! Auch Frauen mit langjähriger Beziehungserfahrung höre ich vermehrt „Nein“ zur gemeinsamen Wohnung zu sagen.

Von den Männern höre ich eher den Wunsch nach dem Zusammenwohnen, den Wunsch, alles zu teilen. Selbstverständlich auch die Hausarbeit!

Uschi sagt: „Nach dem Zusammenziehen hörte Horst wie alle anderen mit dem „Sich-Mühe-geben“ auf.“ 

Ich sage, solange Horst sich „Mühe geben“ muss, um sich am gemeinsamen Haushalt zu beteiligen, ist es mit der Gleichberechtigung noch nicht so richtig weit her.

Was ist der Unterschied zwischen Living apart together und einer Fernbeziehung?

Beide Typen von Paaren leben nicht zusammen. Die einen aus Überzeugung, die anderen aus Notwendigkeit. Das könnte bedeuten, dass die einen darunter leiden würden. Das ist auch oft so.

Das heißt nicht, dass es ihnen nach einem Wechsel zur „Nahbeziehung“ besser geht. Es kann geschehen, dass die Liebe dann nach und nach im Korb der gemeinsamen Schmutzwäsche landet. Die Sehnsucht, die Unabhängigkeit gehen verloren, die eigenen Wege verschmelzen allmählich und dieser Wandel beschwört in vielen Fällen eine Trennung herauf.

Anders bei den Paaren, die Living apart together als Beziehungsmodell ohne äußere Notwendigkeit wählen. Sie wollen frei sein, unabhängig. Sie genießen sich, lieben sich, behalten aber sowohl ihr eigenes Konto und ihre eigene Wohnung als auch ihre Eigenständigkeit in der Liebesbeziehung bei.

Könnte das getrennte Wohnen eine Beziehung retten, wenn sich Partner zu viel streiten?

Wenn das Zusammenleben so gar nicht funktionieren will, finde ich es gut, wenn ein Paar sich wieder separate Wohnungen nimmt. Das ist dann kein Schritt zurück oder eine Trennung auf Raten, sondern ein Auseinanderhalten von Liebe und Alltag. Wenn Horst sehr schlampig ist und Uschi Ordnung liebt, aber weder Horst das Aufräumen lernt noch Uschi flexibler wird, kann die Partnerschaft durch das Auseinanderziehen entlastet werden.

Ein anderer Grund, warum ich das Auseinanderziehen gut finde: Wenn ein Partner noch nie allein gewohnt hat und aus dem warmen Nest der Eltern in die Wohnung des Partners schlüpft, kann und wird er (oder sie) noch einiges zu lernen haben. Viele Paare ziehen zu früh zusammen. Sie wissen nicht, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und für sich selbst sowie die Organisation der eigenen vier Wände auf dem Schirm zu haben. Dann spielt der Eine Spiele auf dem Handy, während der Andere das Gefühl hat, allein für das dreckige Geschirr verantwortlich zu sein. Ausraster dürften garantiert sein.

Unterschiedliche Schlaf- oder Hygieneangewohnheiten können unvereinbar wirken. Und so gibt es vieles mehr, bei dem eine Beziehung Kompromisse verlangt.

Aber Vorsicht, nicht jeder Streit wird durch ein Zwei-Wohnungsmodell vermieden.

Wenn sich Paare streiten, sollte man das meiner Meinung nach differenzierter anschauen. Streit heißt ja nur: Es gibt zwei unterschiedliche Meinungen, zwei unterschiedliche Ansichten. Eigentlich ist das total gut und gesund!

Paare, die streiten, setzten sich auseinander und wachsen im günstigen Fall zusammen.

Alle Paare, die meinen Kurs absolviert haben, können das super gut. Reibung erzeugt Wärme!

Benötigen Paare, die sich räumlich trennen wollen, Voraussetzungen?

Living apart together benötigt zwei Wohnungen. Das kostet Geld und auch mehr Zeit für Fahrwege und doppelte Haushaltsführung.

Doch eine räumliche Trennung ist in vielen Fällen nur eine Bremse und hat erstmal nicht viel mit der Philosophie hinter dem Living apart together-Konzept zu tun.

Paare, die diese Notbremse ziehen, sollten sich klar sein, dass sie sowohl sich selbst als auch die Konflikte mit in die separate Wohnung mitnehmen. 

Zu diesen Problemen kommt dann noch hinzu, dass man sich fortan prima zurückziehen kann, wenn es irgendwie eng wird. Deshalb muss eine gute Kommunikationsstruktur etabliert sein, das Paar muss Konflikte miteinander klären können, bevor einer auszieht. Dann ist es allerdings in den meisten Fällen nicht mehr nötig, sich räumlich zu trennen.

Trennen sich LAT-Paare schneller als Paare, die zusammenwohnen?

So sagt man. Doch meine Erfahrung ist, dass diese Beziehungsform auch wunderschön und verbindlich sein kann, wenn ihr euch Mühe macht, gemeinsame innere Werte zu definieren und zu erarbeiten.

Wer sich frei von gesellschaftlichen Normen macht, muss die gewohnten Pfade durch Bewusstsein ersetzen.

Partner, die mit Absicht ihre eigene Wohnung behalten, müssen sich bewusst auseinandersetzen, wieviel Nähe und wieviel Distanz sich im Moment für jeden gut anfühlt. Das setzt einerseits eine gute Selbstwahrnehmung voraus, anderseits den Mut und die Fähigkeit, gut mit dem Beziehungspartner zu reden. Du musst sensibel mit den Befindlichkeiten des Anderen umgehen können. Dazu ist ein gesundes Selbstwertgefühl sehr hilfreich. 

Wie leicht könntest du dich zurückgesetzt fühlen, wenn der Andere sagt: “Bitte komm heute nicht zu mir.”

Leider ist das Umfeld oft sehr skeptisch und macht Living apart together zum Dauerthema im Freundeskreis. Da spielen dann die eigenen Ängste der Freunde und deren Übertragung eine Rolle. Doch das ist ein anderes Thema.

Ein Name zwei Wohnungen, empfiehlt sich Living apart together für Ehepaare?

Einen Ring am Finger zu tragen, macht weder aus einem Wolf ein Schaf noch umgekehrt. Wer seine eigenen Vier Wände braucht und sich lieber mit dem Partner verabreden möchte, kann das mit oder ohne Trauschein tun.

Siehst du das anders?

Living apart together im Alter?

Ok, frisch verliebt und eigene Wohnung behalten. Soweit nachvollziehbar. Dann nicht zusammengezogen, um nicht in eine Routine zu fallen und die Partnerschaft lebendig zu erhalten. Oder sich nicht zu 100 Prozent binden zu wollen, sich nicht vereinnahmen zu lassen. Womöglich auch wegen der Karriere. Oder weil du reisen und unabhängig sein willst. Womöglich auch, um Mama zu ärgern? Oder um die Eigenständigkeit nicht auf Kosten einer nicht angestrebten Sicherheit aufzugeben. Vielleicht auch nur, um die Eigenständigkeit, ein selbstbestimmtes Leben und Autonomie nicht aufzugeben! Da alles ist nachvollziehbar.

Der Herbst und der Winter des Lebens kommen unverhofft

Und mit der kühleren Jahreszeit des Lebens entwickeln sich veränderte Bedürfnisse.

Meine Oma hatte einen Freund. Still und heimlich. Er wohnte nicht bei ihr. Sie lebte ein erfülltes Leben mit ihren Enkeln, Freudinnen und ihrer Lieblings-Eisdiele. Ihr wäre es nicht in den Sinn gekommen, ihre Wohnung und ihre Freiheit aufzugeben. Ihre Unabhängigkeit, so scheint mir, war ihr heilig. Sicher trug auch dazu bei, dass ihre Enkelin, meine Cousine, mit ihrer Familie in der Wohnung über ihr lebte und Oma sich sicher gut eingebunden, geliebt und gebraucht fühlte. 

Bei anderen Paaren geht es nicht um Freiheit, sondern um Autonomie. Weg von den Regeln und dem Gemecker des Partners hin zu einem Ja zu Bierflaschen unterm Bett. Scherz.

Ältere Semester trennen sich auch, weil sich Partner stark verändern. Es kann das Gefühl entstehen, dass du dich sehr eingeschränkt fühlst. Da sie sich aneinander gewöhnt haben, suchen ältere Menschen statt der Trennung vielleicht erstmal eine Entlastung durch eine zweite Wohnung. Sofern das wirtschaftlich stemmbar ist. Demenz, Alzheimer oder eine Depression sowie schwere Krankheiten im Alter sind für einen jüngeren oder gesünderen Partner oft schwer zu verkraften und zu bewältigen. Die Kraft geht aus.

Wenn einer ins Pflegeheim muss, kann es sein, dass der andere noch nicht mit umziehen mag.

Wie solltest du deinem Partner von dem Wunsch nach einer eigenen Wohnung erzählen?

Uschi* (in meinen Beispielen gibt es immer nur Horst & Uschi) erzählt, dass sie ihren Freund liebt, aber dass er ihr in ihrer gemeinsamen Wohnung wie ein Fremdkörper und oft auch wie ein Eindringling vorkommt. Ihr eigenes Territorium ist ihr wichtig. Sie will es sich gemütlich und schön machen. Mit ihrem Horst jedoch kann sie die Wohnung nicht so gestalten, dass sie sich wohlfühlt. Bei jeder Änderung ist er skeptisch, alles wird stundenlang ausdiskutiert. Es vermiest ihr die Motivation, die Wohnung zu gestalten. Alles, was von den Arrangements seiner alten Wohnung abweicht, beäugt Horst skeptisch. Uschi hat den Eindruck, ihre Wohnung wird systematisch zu einer Kopie oder zumindest Variation Horsts alter Bleibe.

So schön das gemeinsame Einschlafen und Aufwachen ist, Uschi fühlt sich beinahe als Gast in den eigenen vier Wänden. Sie hat keine Ruheoase mehr, um aufzutanken.

Obwohl es ursprünglich ihre eigene Wohnung war, die zur gemeinsamen geworden ist, will Uschi ausziehen. Nur, um so zu leben, sich so einzurichten, wie sie es sich wünscht.

Wie kann sie mit Horst reden? „Du, ich will ausziehen …“ 

Das könnte als Trennungsversuch gedeutet werden.

Du siehst, aus einer bestehenden Partnerschaft mit gemeinsamer Wohnung ein Living-apart-together-Modell zu machen, braucht Fingerspitzengefühl.

Uschi habe ich so beraten, dass sie sich zuerst über ihre wirklichen Bedürfnisse klar werden sollte. Wie wichtig ist eine von ihr gestaltetet Wohnung, welche Kompromisse ist sie bereit zu machen? Wie viele Kompromisse erwartet sie von ihrem Partner? Kann und will Horst ebenso wie Uschi von einseitigen Vorstellungen abgehen, um einen gemeinsamen Weg zu finden? Steht die Einrichtungs- und Geschmacksfrage stellvertretend für einen ganz anderen Konflikt?

Uschi hat sich tatsächlich durchgerungen, in eine neue, neutrale Wohnung mit Horst zu ziehen und dort weder aus vergangenen Beziehungen stammende Möbel oder Bilder mitzunehmen. Die beiden fanden einen gemeinsamen Stil, lernten miteinander zu reden und gute Kompromisse zu finden. Dies betraf rückblickend weit mehr Bereiche als ursprünglich vermutet.

Was kannst Du tun?

Wenn du also den Wunsch hast, auszuziehen, obwohl du deinen Partner liebst, kannst du dich fragen, was die Hintergründe sind. Darüber kannst du viel leichter mit deinem Partner reden, als sofort mit Living apart together als Lösung deiner Probleme im Wortsinne ins Haus zu fallen. Baue Brücken, über die dein Partner gehen kann.

Hat Living apart together einen positiven Einfluss auf das Sexleben?

Eigenständigkeit ist sexy. Ohne Frage. Wer findet schon einen Klammeraffen scharf? Doch klammern und sich intensiv mit dem anderen auseinander zu setzen, sind zwei Paar Stiefel.

Nähe und Distanz innerhalb einer Beziehung werden zwar äußerlich durch zwei Wohnungen geregelt, haben jedoch viel mehr mit inneren Prozessen zu tun.

Innere Freiheit muss nicht zwingend durch äußeren Freiraum manifestiert werden. Für viele Menschen entsteht innerer Freiraum in der Wechselwirkung zwischen Bindung, Abgrenzung und dem Schwingen zwischen diesen Polen.

Gibt es Erfahrungswerte?

Studien besagen, dass man irgendwann zusammenziehen muss, wenn man als Paar langfristig zusammenbleiben will, so Therapeuten-Kollege Krüger in einem Spiegel-Interview. Das ist auch meine Erfahrung.

Paare, die hauptsächlich auf Freiheit, Spontanität, Selbstverwirklichung und Flexibilität setzen, verpassen oft normale Anpassungsprozesse. Das können die Themen Ordnung, Sauberkeit und Aufräumen betreffen oder gemeinsam zu fällende Entscheidungen sowie Geschmacksfragen bei der Wohnungsgestaltung.

Wie kannst du über einen unmöglichen Teppich diskutieren, wenn er nicht in der eigenen Wohnung liegt? Genau. Niemand macht sich die Mühe und kämpft für etwas, das ihm eigentlich emotional egal ist.

Sich gemeinsam auseinanderzusetzen, sich arrangieren zu lernen, Grenzen zu setzen, Werte zu diskutieren und Ziele zu setzen, sind maßgeblich wichtige Prozesse in einer Partnerschaft.

Selbst das Nebeneinanderaufwachen stärkt das Bindungsgefühl. Das Anlächeln in banalen Situationen, kleine, entspannte Begegnungen, Berührungen zu ungezwungenen Gelegenheiten sorgen für Vertrautheit. Sich fallen lassen und Geborgenheit fühlen sind Dinge, die ich zum Beispiel in meiner Partnerschaft suche und genieße.

Es gab auch Partnerschaften in meinen jüngeren Jahren, die nur bis zum Zusammenziehen funktioniert haben. Danach schlichen sich Sehnsüchte nach Alleinsein, nach eigenen vier Wänden und nach Distanz ein. Damals fühlte ich mich komplett vereinnahmt und irgendwie als Möbelstück im Haus meines Partners.

Funktioniert das Modell auch mit Kindern?

Zugegeben, ich war mir nicht sicher, ob ich diesen Absatz wieder verwerfe. Wer mich besser kennt, weiß, dass ich Heilpädagogin für Kinder war, bevor ich mich auf die Eltern konzentriert habe und Paartherapeutin geworden bin.

In der Praxis erlebe ich Familien mit Kindern, die sehr glücklich und stabil im Living-apart-together-Modell leben. Diese Eltern schaffen es, Friede, Freude und Freizügigkeit zu leben. Es gibt kein Besuchsmodell, sie leben nah beieinander, oft auch in zwei Wohnungen im selben Haus. Sie sind nicht auseinandergezogen und haben Living apart together nicht als „Trennung light“ gewählt. Sie leben so, weil es ihnen Spaß macht, vielleicht, weil es sich so ergeben hat. Doch auch diesen Familien stellt sich die Frage, ob die Kinder in beiden Wohnungen ein Zimmer haben sollten, wie man kommuniziert, wenn sich jemand zurückziehen möchte, wie man damit umgeht, wenn auch die Kinder dieselben Freiräume wie die Eltern wünschen, und so weiter.

Dann wiederum kenne ich Familien, die in einer Wohnung leben und sich rundum wohl fühlen. Sie gehen innerhalb einer Wohnung sensibel mit persönlichen Freiräumen und Rückzugswünschen um.

Ebenso kenne ich Eltern, die sich streiten, verbittert sind und einander auf den Mond oder noch weiter weg wünschen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie zusammen oder apart together leben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder eine stabile Hülle, ein inneres Zuhause sowie Regelmäßigkeit, Frieden, Wohlwollen, Geborgenheit, eine liebevolle Umgebung und vieles mehr brauchen. Aber ich bin nicht der Meinung, dass das zwingend nur in einer Wohnung zu leben ist. Obwohl der Alltag mit Kindern in einem Zuhause sicherlich einfacher zu organisieren ist.

Problematisch finde ich allerdings, wenn ein Auszug als Living apart together verkauft wird, der eigentlich eine Trennung auf Raten ist. Dadurch machst du zuerst dir selbst etwas vor, dann den anderen.

Ist es in der heutigen Zeit nicht sehr egoistisch, sich zwei Wohnungen zu nehmen? Es ist auch eine finanzielle Frage…

In einer Großstadt eine sowohl großartige als auch bezahlbare Wohnung zu finden, kann gefühlt einem Lottogewinn nahekommen. Wozu dies aufgeben für einen Partner? Wo wir doch alle wissen, wie hoch die Trennungsrate ist? Nach mehreren Trennungen und damit verbundenen Umzügen kann es schwer fallen, eigene vier Wände aufzugeben für einen Partner.

Doch das ist wohl kaum ein häufiger Grund. Und wenn, denn dann gäbe es rentable Möglichkeiten der Untervermietung, um auf Nummer sicher zu bleiben.

Irgendwie klingt es egoistisch, in Zeiten der Wohnungsknappheit als Paar zwei Wohnungen zu belegen. Doch ist es das wirklich? Ist es nicht mindestens genauso egoistisch, das eigene Weltbild auf andere zu projizieren?

Gerade in Großstädten nimmt dieser Trend zu. In einem bayerischen Dorf wird man kaum ein Paar über die Verliebtheit-Phase hinaus finden, das zwei Haushalte bevorzugt.

Vorteile/Nachteile von Living apart together

Vorteile: 

  • Jeder Partner hat Rückzugsräume
  • Es fällt leichter, eigenen Interessen nachzugehen
  • Keine Routine beeinträchtigt die Liebe
  • Kein Streit um den Haushalt
  • Kein normaler Alltagsverwaltungsstress
  • Gemeinsame Zeit wird intensiver genutzt
  • Trennung ist viel unkomplizierter
  • Keine faulen Kompromisse

Nachteile:

  • Teuer
  • Belegt Wohnraum
  • Ökologisch bedenklich
  • Zeitaufwendig
  • Konfliktpotential wird eher vermieden als bei zusammenlebenden Paaren
  • Auseinanderleben kann schnell geschehen
  • Trennungsquote ist höher
  • Verbindlichkeit kann als zu wenig empfunden werden
  • Weniger Gemeinsamkeiten
  • Kein gemeinsamer Alltag

Meine Einschätzung:

Wer prickelnde Verabredungen und spannende Leidenschaft über den Beginn einer Beziehung hinaus sucht, kann das mit Sicherheit eine Weile lang mit dem Living apart together-Modell leben. Doch sowohl meine persönliche Erfahrung als auch meine professionelle Einschätzung als Paartherapeutin ist, dass sich dauerhaft einer als Gast fühlen wird. Auch wird mir oft erzählt, dass es sich in dieser Situation die Möglichkeit einer Trennung einfach anfühlt.  Das kann Angst hervorrufen, dass der andere sich einen Notausgang offenhalten würde. Dazu kommt, dass sich das „gemeinsame Leben“ im Urlaub abspielt. Außerdem verbringt man meist mehr Zeit in einer der beiden Wohnungen.  Dort schleichen sich dann nach und nach die Zahnbürste, Wechselwäsche und schließlich doch gemeinsam gekaufte Gegenstände ein. Ist das dann eigentlich noch Living apart together?

Fazit:

Living apart together ist eine Beziehungsform, die auf Bewusstheit, Freiheit und Selbstbestimmung setzt. Sie ist weder das Konzept hinter einer Fernbeziehung und auch kein Modell für Trennung auf Raten!

Du brauchst eine stabile Partnerschaft, eine gute Kommunikationskultur und musst mit deinem Partner (oder Partnerin) gut eure Konflikte lösen können, Selbstreflektiert sein, deine Werte und Grenzen kennen. Dann kann living apart together eine Bereicherung für euch und eure Entwicklung als Paar sein.

Nervt dich dein Partner?

Ein Wort ergibt das andere.
Statt etwas zu besprechen, bricht Streit aus.
Nichts ist geklärt – aber ihr verletzt euch gegenseitig.

Tut dir das gut?
Stärkt das eure Partnerschaft?

Wie wäre es, wenn du 5 Tipps hättest, die du heute noch umsetzt, um morgen eine glücklichere Partnerschaft zu führen?

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