Wie versöhnt man sich nach einem Streit? Bloße Entschuldigungen werden meist als Lippenbekenntnis wahrgenommen. Da muss schon etwas mehr kommen. In diesem Artikel kommt mehr.
Versöhnung nach Streit: Böse Worte wurden gewechselt, die Stimmung ist gründlich verdorben. Dennoch hast du es geschafft, den Streit mit deinem Partner zu beenden.
Wie jedoch geht es nach dem Unwetter weiter? Gibt der Klügere tatsächlich immer nach, fragen mich besonders Männer in der Praxis für Paartherapie. Es ist schlimm, wenn der Partner oder die Partnerin leidet und besonders schlimm, wenn du selbst der Auslöser dafür bist. Eine Versöhnung nach einem Streit sollte angestrebt werden. Doch wie?
- Ist eine Versöhnung nach Verletzungen durch eine Entschuldigung erledigt?
- Was kannst du tun, um dich nach einem Streit zu versöhnen?
- Was solltest du bei der Versöhnung nach Streit beachten?
- Verzeihen und Versöhnen nach einem heftigen Streit sind ein Prozess, keine Entscheidung!
- Rituale der Versöhnung nach Streit
Ist eine Versöhnung nach Verletzungen durch eine Entschuldigung erledigt?
Bloße Entschuldigungen werden meist als Lippenbekenntnis wahrgenommen. Wenn die Emotionen noch am Köcheln sind, fällt das Versöhnen den meisten von uns nicht leicht. Deshalb reicht eine Entschuldigung allein in der Regel nicht aus.
Was kannst du tun, um dich nach einem Streit zu versöhnen?
Um dich mit deinem Partner zu versöhnen, müsst ihr dringend miteinander reden nach dem Streit. Das Sprichwort stimmt hier nicht: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Um sich zu versöhnen, ist Reden Gold! Die meisten Streitereien entstehen, weil sich keiner von beiden verstanden fühlt. Je heftiger der Streit wird, umso weniger Verständnis spürt man.
Wie miteinander reden, um sich zu versöhnen?
Eine sehr effektive Versöhnungsstrategie besteht darin,
- sich mutig zu entschuldigen
- zu erklären, wie man die Situation wahrgenommen hat
- welche Gefühle man empfunden hat.
Das sollte ohne Wertung stattfinden.
Also statt zu sagen: Du hast mich beleidigt (Wertung) und da wurde ich wütend, wäre Folgendes besser: Als du xyz sagtest, sah ich deine hochgezogenen Augenbrauen und nahm wahr, wie deine Stimme lauter und schneller wurde. Da hat sich bei mir innerlich der Magen zusammengezogen und mein Herz begann zu rasen
Dann könntest du deinen Partner fragen, was er denn wahrgenommen und gefühlt hat.
Bereits jetzt sollten die Wogen geglättet und eine Versöhnung nach dem Streit in Sicht sein.
Wenn du es jetzt noch schaffst, darüber zu sprechen, was du dir vom Anderen eigentlich gewünscht hättest, dann steht einer Versöhnung nichts mehr im Wege.
Ich persönlich empfehle diese drei Schritte zur Versöhnung nach Streit immer. Durch das Äußern, welchen Wunsch man an den Anderen hatte, wird verhindert, dass eine Versöhnung nur ein Lippenbekenntnis bleibt und der Streit bei der nächsten Gelegenheit wieder ausbricht.
Den Platz mit dem Partner symbolisch zu tauschen kann helfen, die Sicht des Anderen besser zu verstehen. Wenn du feststeckst, versuche doch einmal, aus der Sicht deines Partners herauszufinden, was zur Versöhnung nach dem Streit hilfreich wäre. Das meint auch das indianische Sprichwort, welches empfiehlt, erstmal einige Meilen in den Mokassins des Anderen zu laufen.
Ein entwaffnender Satz, mit dem die Einleitung einer Versöhnung gelingt, könnte in etwa so lauten: „Ich merke, dass dir xyz anscheinend sehr wichtig ist. Ich verstehe das. Trotzdem bin ich xyz betreffend anderer Meinung. Lass uns darüber reden und einen Kompromiss finden.“
Was solltest du bei der Versöhnung nach Streit beachten?
- Einer muss den ersten Schritt machen. Warum nicht du? Stolz nützt nichts, Mut hingegen schon. Den ersten Schritt zu machen, bedeutet nicht, dass du einlenkst, schon wieder nachgibst oder kapitulierst. Den ersten Schritt auf den Anderen zu zu gehen, um sich zu versöhnen bedeutet, dass du wohl momentan der Flexiblere von Ihnen beiden bist und die Fähigkeit hast, Brücken zu bauen. Und dass du mutig bist!
- Selbstreflektion hilft, sich zu versöhnen. Wenn du auf deinen Partner zugehst und genau weißt, warum du verletzt warst, kannst du dich einerseits schneller beruhigen und andererseits kannst du besser auf die verletzten Gefühle deines Partners eingehen. Durch Selbstreflektion kannst du auch zwischen deinen Gefühlen und der echten Situation unterscheiden. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um deine eigenen Gefühle zu sortieren.
- Richtiges Timing: Warten, bis die Wut auf beiden Seiten verraucht ist. Hier hilft es einerseits, den Partner gut zu kennen und andererseits, in sich hineinzuhören und sich aktiv zu beruhigen.
- Lass etwaige Rachegelüste los. Es nützt nichts, wenn du dich entschuldigst und ein „aber“ anfügst. Es tut mir leid, dass ich xyz, ABER du hast… – das ist eine vergiftete Versöhnung, die beim Anderen nicht ankommen wird.
- Viele Menschen möchten nicht angefasst werden, solange sie noch sauer sind. Andere wiederum versöhnen sich schneller, wenn sie in den Arm genommen werden. Entwickle ein Gespür, was du und dein Partner als wohltuend empfinden.
- Günstigen Rahmen schaffen: Für das eine Paar ist ein Restaurant ein guter Ort, um sich zu versöhnen, für andere lieber ein gemeinsamer Spaziergang oder der Küchentisch. Manche Paare haben persönliche Versöhnungsrituale und auch Versöhnungssex. Finde heraus, was zu euch beiden passt.
- Sachlich bleiben! Keine „Aber“, Schuldzuweisungen und Pauschalisierungen. Siehe oben.
- Vielleicht braucht dein Partner mehr Zeit als du.
- Am Ende der Versöhnung nach Streit sollten zwei Gewinner stehen!
Verzeihen und Versöhnen nach einem heftigen Streit sind ein Prozess, keine Entscheidung!
Auch wenn alles besprochen und geklärt sein sollte, kann es sein, dass nicht sofort alles wieder Friede-Freude-Eierkuchen, rosarot ist. Je nach Heftigkeit des Streits und Tiefe der zugefügten Verletzungen kann es einige Zeit dauern, bis die Versöhnung in allen Zellen angekommen ist.
Wer macht beim Versöhnen den ersten Schritt?
Meine Lieblingsantwort auf diese oft gestellte Frage ist: Der Flexiblere eines Paares hat die meisten Handlungsalternativen!
Wenn du zu viel Stress empfindest, ist dein Gehirn auf Kämpfen-Fliehen-Totstellen statt auf Versöhnung eingestellt. Also gibt nicht der Klügere nach, sondern der Flexiblere kann den ersten Schritt zur Versöhnung machen. Das erfordert Überwindung und manchmal auch eine gehörige Portion Mut. Versöhnung hat nichts mit Einlenken zu tun!
Was ist von Versöhnungssex nach Streitereien zu halten?
Gerade noch verletzte sich das Paar mit Worten, dann knutscht es leidenschaftlich und hat Sex. Wenn sich viel Spannung aufbaut, kann es zu besonders intensivem Sex nach einem Streit kommen. Körperliche Nähe kann eine Versöhnung beschleunigen. Aber Sexualität kann dadurch auch instrumentalisiert werden. Wenn anschließend nach einem erneuten Streit kein Versöhnungssex stattfindet, wird dies womöglich als Strafe empfunden. Des Weiteren entstehen Trigger: Einerseits mischt sich die Leidenschaft und Erregung mit den schlechten Gefühlen des Streits, andererseits gibt es Paare, die sich streiten, um anschließend Sex zu haben.
Alle Regeln gelten nie immer, finde heraus, wie das für euch am besten ist.
Nervt dich dein Partner?
Ein Wort ergibt das andere.
Statt etwas zu besprechen, bricht Streit aus.
Nichts ist geklärt – aber ihr verletzt euch gegenseitig.
Tut dir das gut?
Stärkt das eure Partnerschaft?
Wie wäre es, wenn du 5 Tipps hättest, die du heute noch umsetzt, um morgen eine glücklichere Partnerschaft zu führen?
Fordere sie dir hier an:
Was tun, wenn die Versöhnung schwerfällt?
Beim Streiten kann einiges zu Bruch gehen. Nicht nur Möbel oder Geschirr werden zerbrochen. Neue emotionale Verletzungen werden zu alten Wunden hinzugefügt. Diese verheilen nicht durch ein: „Es tut mir leid“. Wenn eine Versöhnung sehr schwerfällt und das gesprochene Wort allein nicht genügt, braucht es andere Zeichen. Es gibt Versöhnungen, bei denen du dir nicht nur große Mühe geben, sondern auch alle Kräfte aufbieten musst. In der Praxis erzählen Paare, dass wiederholtes Entschuldigen nur bedingt zur Versöhnung beitragen würde. Es wäre vielmehr das Dranbleiben, aktiv Gespräche zu suchen. Der Versuch, dem anderen zuzuhören, viel Zeit miteinander zu verbringen, nach Kompromissen zu suchen, liebevolle Gesten und vor allem emotionale Unterstützung werden als besonders versöhnlich empfunden. Ein solches Verhalten setzt durch Taten Zeichen.
Rituale der Versöhnung nach Streit
Versöhnungen brauchen manchmal mehr als Worte und pragmatische Taten. Paare, die sich nach einem großen Streit versöhnen, könnten sinnbildlich eine Friedenspfeife miteinander rauchen. Nicht nur unser Kopf ist an einer Versöhnung beteiligt. Auch unsere Seele will sich versöhnen. Rituale haben sich in der Versöhnungsarbeit bewährt. Rituale und Metaphern sind Balsam für unsere Seele und helfen immens, einen Streit zu begraben. Je einfacher dein persönliches Ritual der Versöhnung ist, umso besser ist es. Das kann ein einfaches Sich-in-den-Arm-Nehmen sein oder sich wie Kinder zu fragen, ob man wieder gut miteinander ist, ein romantisches Essen. Es können Blumen oder andere Versöhnungsgeschenke sein. Man kann auch etwas vergraben, einen Zettel verbrennen, in einen Baum hängen oder als Schiffchen ins Wasser setzen.
Jetzt habe ich dir ganz viel mitgegeben, was dir helfen kann. Bevor du aber deine frisch gefüllte Werkzeugkiste zuklappst, sortiere bitte zum Abschluss noch einmal aus, was definitiv nicht hinein gehört und was dir nicht helfen wird:
Hier meine Liste:
Was Versöhnung nach Streit NICHT ist:
- Einlenken, Ablenken oder Abwehren
- Abwarten, bis der andere den ersten Schritt macht
- Aussitzen, bis Gras über die Sache gewachsen ist
- Problem unter den Teppich kehren, den Streit herunterspielen
- Zu früh zur Tagesordnung übergehen, oberflächliche Harmonie
- Dem Anderen recht geben, statt darüber zu reden. Nachgeben auf Dauer ist nicht klug, sondern führt dazu, dass Dinge unter der Oberfläche weiter brodeln. Eigene Wünsche und Bedürfnisse sind wichtig und lassen sich auf Dauer nicht wegschieben.
- Schmollen bis der Andere weich ist
- Versöhnung heißt nicht, dass die Ursachen des Streits ausdiskutiert werden. Versöhnung bedeutet, die Zugbrücken wieder herunterzulassen
- Schlechte Stimmung nicht aushalten können
- Sex, um abzulenken
- Beleidigt sein
- Dramatisieren und übertreiben, um selbst besser dazustehen
- Sich selbst in die Pfanne hauen und alle Schuld auf sich nehmen, regredieren und sich klein machen
- Andere als Schiedsrichter zum Versöhnen mit einzubeziehen